Zufall
Knackpunkt der Evolutionstheorie ist der Begriff des "Zufalls". Im wissenschaftlichen Denken wird "der Zufall" als erwiesene Tatsache behandelt obwohl er das eigentlich aber gar nicht ist. Was uns als "Zufall" erscheint, sind eigentlich Bereiche von Unwissen:
Die Wissenschaft untersucht das Verhalten der vom Menschen wahrgenommenen Welt. Da "die ganze Welt" zu groß ist, um sie auf einmal zu erklären, untersucht man bestimmte sinnvoll gewählte Ausschnitte von "Elementen", die sich wiederum in "Systemen" organisieren. Die Elemente und Systeme haben einen "Zustand", der durch ihre Eigenschaften beschrieben werden kann. Wenn man die sich verändernden Zustände eines Elements oder Systems zu verschiedenen Zeitpunkten zueinander in Beziehung setzt, dann erhält man ein "Verhalten". Primäres Ziel der Wissenschaft ist es, das Verhalten von Elementen und Systemen mit Hilfe der Mathematik in Form von Naturgesetzen zu beschreiben. Das Ziel ist erreicht, wenn sich aus den bekannten Eigenschaften eines Elementes oder Systems sein Verhalten bestimmen lässt. Man spricht dann auch von einem "bestimmten Verhalten". Wenn trotz Berücksichtigung aller bekannten Eigenschaften eines Elementes oder Systems mehrere Verhaltensweisen möglich sind, dann spricht man von einem "unbestimmten Verhalten". Das Verhalten erscheint uns dann "zufällig". Das bedeutet aber nicht, dass das Verhalten tatsächlich zufällig ist, weil die Wahrnehmung des Menschen begrenzt ist. Es könnte also durchaus sein, dass wir die für die Bestimmung des Verhaltens notwendigen Parameter einfach nur nicht wahrnehmen. Die Wahrnehmung des Menschen hat sich über seine gesamte Geschichte hinweg weiterentwickelt und dann vor ca. 400 Jahren mit der Entwicklung zahlreicher Messinstrumente einen großen Sprung gemacht. Das bildete die Grundlage für die Entwicklung der Wissenschaft in ihrer heutigen Form. Es bedeutet aber nicht, dass die Wahrnehmung des Menschen nun "vollständig" oder ihre Entwicklung abgeschlossen wäre. Der Begriff des "Zufalls" als erwiesene Tatsache basiert auf der Schlussfolgerung "Was wir nicht wahrnehmen können, existiert auch nicht". Und das ist aber eine ungültige Schlussfolgerung.
Bereiche von Unwissen auch tatsächlich als solche zu erkennen und zu benennen, ist die Voraussetzung für Erkenntnis. Das war es auch, was Sokrates mit seinem berühmten Satz "Ich weiß, dass ich nicht weiß." ausdrücken wollte, der häufig missverstanden wird im Sinne von "Ich weiß nicht viel". Aber darum geht es gar nicht, sondern es geht nur darum zu erkennen, wo man etwas tatsächlich nicht weiß und genau dort dann weiterzusuchen.
Bezogen auf die Evolutionstheorie führt das zu der Frage, was denn nun die Evolution antreibt bzw. was zur Entstehung der positiven Mutationen führt, wenn es nicht "der Zufall" ist?