Die Entwicklung der Wissenschaft
Die ersten Untersuchungsobjekte der entstehenden Wissenschaft waren Systeme, deren Verhalten sich vollständig mit Hilfe mathematischer Funktionen beschreiben ließ. Die Gültigkeit der mathematischen Funktionen als Verhaltensbeschreibung wies man nach, indem man die mathematischen Ergebnisse mit Messungen an den Untersuchungsobjekten abglich. Der wissenschaftliche Beweis war geboren. Den Zusammenhang zwischen einer mathematischen Funktion und dem Verhalten eines Elements oder Systems bezeichnet man als "Naturgesetz".
Wissenschaft beschreibt das Verhalten von Elementen bzw. Systemen der den Menschen umgebenden Welt mit Hilfe der Mathematik in Form der Naturgesetze.
Die Kenntnis der mathematischen Funktionen zur Verhaltensbeschreibung von Systemen wurde die Grundlage für eine ganz neue Dimension menschlichen Erschaffens - der technologischen Entwicklung. Sie ist die Grundlage für Ferngläser, Autos, Flugzeuge, Computer, moderne Architektur, medizinische Geräte und Kernreaktoren.
Um zu verstehen, wie sich die Wissenschaft entwickelte, muss man den historischen Kontext zur Zeit ihrer Entstehung betrachten: Die Kirche hatte die Deutungshoheit über wahr und falsch. Die vorherrschende Weltsicht war die Religion. In dieser Situation begingen die frühen Wissenschaftler um Galileo Galilei einen verhängnisvollen Fehler: Sie setzten dem Absolutheitsanspruch der Kirche einen eigenen Absolutheitsanspruch entgegen, indem sie ihren sehr erfolgversprechenden Lösungsansatz als allgemeingültiges und einzig wahres Erkenntnisprinzip verallgemeinerten. Nachzulesen in Galileo Galileis Buch "Il Saggiatore": Weil sie das Verhalten von ein paar Systemen mit Hilfe der Mathematik beschrieben hatten und damit unzweifelhaft auch einen hohen Nutzen erzielt hatten, schlussfolgerten sie einfach, dass das gesamte Universum auf diese Weise in seinem Verhalten zu beschreiben sei. Es entstand die Grundidee des wissenschaftlichen Denkens, das damit gleichzeitig zu einer dogmatischen Weltsicht mutierte: "Das Verhalten des gesamten Universums kann mit Hilfe von Naturgesetzen beschrieben werden."
Damit war die Kirche zwar aus dem Rennen, aber man hatte "das Universum" auf ein stark vereinfachtes Prinzip reduziert, ohne zuvor "das ganze Universum" untersucht zu haben. Ich bezeichne diese Form einer ungültigen Schlussfolgerung als "unzulässige Verallgemeinerung". Ein partiell funktionierendes Erkenntnisprinzip wurde auf Bereiche der Realität ausgeweitet, für die es eigentlich gar nicht funktioniert. Schauen wir uns das für einzelne Aspekte des wissenschaftlichen Denkens im Detail an: