Das Evolutionsprinzip am Beispiel "Getreide-Unverträglichkeit"
Ich habe das "Evolutionsprinzip" zunächst in seiner negativen Ausprägung entdeckt, als ich mit der Diagnose einer Getreide-Unverträglichkeit konfrontiert wurde. Ein Arzt riet mir, in Zukunft ganz auf Getreide-Produkte zu verzichten. Bis hierhin ist das der Vorgang, wie die Wissenschaft ihn sieht:
- Irgendwie zufällig kam es zu einer körperlichen Veränderung: der Getreide-Unverträglichkeit
- Und daraus folgte eine Veränderung des Verhaltens: Ich durfte kein Getreide mehr essen. Es handelt sich um eine Verhaltenseinschränkung, deshalb spreche ich von der "negativen Ausprägung des Evolutionsprinzips".
Und dann fiel mir aber auf, dass ich schon Jahre vorher versucht hatte, weniger Getreide zu essen, als ich Getreide eigentlich noch gut vertrug. Ein Bekannter, der sich viel mit "gesunder Ernährung" beschäftigte, hatte mir eingeredet, Getreide sei ungesund und ich hatte das geglaubt. Über viele Jahre hinweg versuchte ich deshalb, weniger Getreide zu essen. Das funktionierte aber nicht so richtig, weil ich Getreideprodukte eigentlich gern aß und auch nicht ausreichend Alternativen hatte. Es entwickelte sich ein Kreislauf von schlechtem Gewissen und guten Vorsätzen:
- Ich aß irgendein Getreideprodukt, weil gerade keine Alternative verfügbar war oder ich Appetit darauf hatte.
- Danach kam das schlechte Gewissen, weil ich glaubte, Getreide sei ungesund.
- Ich nahm mir fest vor, ab jetzt wirklich weniger Getreide zu essen.
- Und dann begann der Kreislauf wieder von vorn.
Das war lange vor den Symptomen einer tatsächlichen körperlichen Getreide-Unverträglichkeit. Natürlich kann man behaupten, das Ganze sei Zufall und es gibt keinen Zusammenhang zwischen dem Verhalten und der körperlichen Veränderung. Aber ich entdeckte den gleichen "Zufall" in der Folge immer wieder, sowohl in meinem eigenen Leben als auch in Gesprächen mit anderen Menschen, die an chronischen und unheilbaren Krankheiten litten. Scheinbar zufällig hatte es irgendwann eine körperliche Veränderung gegeben, in deren Folge es zu einer erzwungenen Verhaltenseinschränkung kam. Tatsächlich aber ging der körperlichen Veränderung ein Verhalten voraus, das die Verhaltenseinschränkung bereits vorwegnahm, als sie noch nicht erzwungen war.
Nachdem ich diesen Zusammenhang in immer mehr Fällen sehen konnte, schien es geradezu unglaublich, dass der Wissenschaft das bisher anscheinend völlig entgangen war, denn das auslösende Verhalten ist alles andere als klein und unscheinbar. Es braucht starke und langanhaltende Anstrengungen, um eine körperliche Veränderung wie eine Getreide-Unverträglichkeit auf diese Weise hervorzurufen. Das passiert nicht, weil man ein oder zwei Mal kein Brot essen wollte. Ganz im Gegenteil hatten die Anstrengungen, auf Getreideprodukte zu verzichten, über Jahre hinweg mein Denken und Verhalten in erheblichem Maße bestimmt. Aber die Weltsicht beeinflusst auf einer unterbewussten Ebene die Wahrnehmung und blendet Wahrnehmungen aus, die zur Weltsicht im Widerspruch stehen. Die Weltsicht konsistent und widerspruchsfrei zu halten, hat innerhalb der Psyche eine sehr hohe Priorität. Deshalb wird eher die Wahrnehmung manipuliert, als Wahrnehmungen der Realität zuzulassen, die zur Weltsicht einen Widerspruch bilden. Und so kommt es, dass eine eigentlich offensichtliche Gesetzmäßigkeit von der kompletten Wissenschaft übersehen und ignoriert wird.